Standpunkt Swissbau 2024

Was ist Radon?

Wie und wo entsteht das radioaktive Edelgas Radon? Wie breitet es sich aus und gelangt in Gebäude? Was ist eigentlich Radioaktivität und warum ist sie gefährlich?

Radon ist ein natürliches, radioaktives Edelgas, das vor allem über das Erdreich in die Raumluft von Gebäuden gelangt. Das Radongas ist auch in hohen Konzentrationen unsichtbar, geruch- und geschmacklos. Es entsteht beim Zerfall von Radium, das wiederum aus dem Zerfall von Uran hervorgeht. Da Uran in Gesteinen und im Boden vorkommen kann und sehr langsam – über Milliarden von Jahren – zerfällt, ist der uranhaltige Untergrund eine permanente, praktisch unerschöpfliche Quelle von Radon.

Video: Was ist eigentlich Radioaktivität und warum ist sie gefährlich?

Da Radon zu den Edelgasen gehört, lässt es sich generell kaum binden. Das Gas steigt je nach Beschaffenheit des Bodens und anderen Faktoren – wie etwa den herrschenden meteorologischen Bedingungen – mehr oder weniger leicht an die Erdoberfläche auf. Mit der Bodenluft dringt es dann primär über undichte Stellen der Gebäudehülle ins Haus ein. In geschlossenen Räumen kann die Radonkonzentration so stark steigen, dass die Strahlenbelastung gesundheitsgefährdend wird.

Radon wirkt (vor allem) indirekt auf den Menschen. Das Gas selbst wird, einmal eingeatmet, in praktisch gleichen Mengen wieder ausgeatmet. Aber die festen, radioaktiven Folgeprodukte, die beim Zerfall von Radon entstehen (Polonium, Bismut, Blei), können sich in den Atemwegen, den Bronchien und der Lunge einnisten. Dort emittieren sie ionisierende (Alpha-)Strahlung, die das unmittelbar umliegende Gewebe schädigen kann. Die möglichen Schäden treten (in Form von Lungenkrebs) in der Regel Jahre oder gar Jahrzehnte später auf. Die absorbierte Strahlendosis hängt sehr stark vom sogenannten Gleichgewichtsfaktor ab. Dieser ist ein Mass für die in der Atemluft vorhandenen Folgeprodukte. Ist der Gleichgewichtsfaktor klein, hat sich ein Grossteil der Folgeprodukte an Decken und Wänden abgelagert (Plate-out) und kann nicht eingeatmet werden. Ist er gross, haben sich die meisten Folgeprodukte an Luftteilchen (Aerosolen, Staubpartikeln etc.) angelagert und können so durch die Atmung in die Lunge gelangen. Je höher die Qualität der Raumluft, z. B. aufgrund einer Lufterneuerung, von Schwebeteilchen gesäubert wird, desto tiefer sind der Gleichgewichtsfaktor und damit die Lungendosis.