Standpunkt Swissbau 2024

Radon kommt überall in der Schweiz vor

Die gesamte Schweiz ist von der Radonproblematik betroffen. Aus diesem Grund ist bei Hausbesitzern, Bauherrschaften, Architekten und Planern eine erhöhte Sensibilität für das Thema angezeigt.

Die mittlere Radongaskonzentration in bewohnten Gebäuden liegt in der Schweiz bei etwa 75 Bq/m3. Vereinzelt wurden Spitzenwerte von über 10000 Bq/m3 gemessen. Solch hohe Radonkonzentrationen kommen hauptsächlich in den Alpen und im Jura vor, aber auch im Mittelland stehen einzelne hoch belastete Gebäude, denn die Radonkonzentration kann lokal stark variieren und unvermittelt auf einzelnen Bauplätzen sehr erhöht sein. Die Radonkarte des Bundes gibt einen ersten Anhaltspunkt, ob mit Radonkonzentrationen über 300 Bq/m3 in der Raumluft von Gebäuden gerechnet werden muss. Sofern ein Standort in dieser Karte eine Wahrscheinlichkeit von über 10 % aufweist, kann dies als Hinweis für ein erhöhtes Radonpotenzial gelten.

Aufgrund der neuen Risikoeinschätzung entfällt auf Radon heute der Grossteil der
durchschnittlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Schweiz. Mit dem neuen
Referenzwert wird die bisherige Unterteilung in Radon- und Nichtradongebiete hinfällig,
da in allen Gemeinden der Schweiz eine Überschreitung des Referenzwertes von
300 Bq/m3 in einzelnen Gebäuden vorkommen kann. Neu ist also die gesamte Schweiz
von der Problematik betroffen. Aus diesem Grund ist bei Hausbesitzern, Bauherrschaften,
Architekten und Planern eine erhöhte Sensibilität für das Thema angezeigt.

Video: Wie kann ich eine Radonmessung durchführen?

Radon im Gebäude

Die Hauptquelle für Radon in Häusern ist der Bauuntergrund. Das Gas wandert aus dem Untergrundgestein durch den Boden nach oben. Je durchlässiger der Untergrund, desto leichter kann Radon bis zur Erdoberfläche und in Häuser aufsteigen. Eine hohe Durchlässigkeit ist bei porigem, zerklüftetem oder kiesigem Untergrund zu finden, während Tonschichten kaum durchdrungen werden. Lokale Unterschiede beim Radonpotenzial sind deshalb sehr ausgeprägt. So kann ein Haus, das auf einer dicken, radonundurchlässigen Lehmschicht steht, weitgehend vor Radon geschützt sein – selbst wenn die Radonkonzentration im Untergrund relativ hoch ist. Hingegen können bereits geringere Konzentrationen im Untergrund in Kombination mit einer gasdurchlässigen Bodenschicht zu kritischen Verhältnissen bezüglich Radonbelastung der Innenraumluft führen.

Soll ich eine Radonmessung durchführen? Machen Sie den Radon-Check

Radon kann auf zwei Wegen ins Gebäude eindringen: Zum einen kann es durch undichte Stellen und Öffnungen in der Gebäudehülle hindurch treten. Zum anderen kann es durch die erdberührenden Bauteile hindurch diffundieren. Diese Diffusion durch Bauteile ist aber von geringer Bedeutung, da keine grossen Mengen an Radon auf dieser Weise ins Gebäude gelangen. Undichte Stellen in der Gebäudehülle bleiben also in aller Regel das dominierende Eintrittstor für Radon. Mögliche Leckagen sind Kellerböden aus Erde oder Kies (Naturböden), nachträglich eingebrachte Betonböden auf Streifenfundamenten (sehr häufig in Einfamilienhäusern der 1960er- und 1970er-Jahre), feinste Risse oder Fugen in Böden und Wänden sowie Durchführungen von Kabeln und Rohren.

Zu beachten sind auch die Druckunterschiede, die dem Radon durch Konvektionseffekte das Eindringen ins Haus erleichtern. Besonders hervorzuheben ist der sogenannte «Kamineffekt», der zustande kommt, wenn warme Luft im Haus aufsteigt – der eigentliche «Motor» der Radoninfiltration. Das Aufsteigen von warmer Luft bewirkt im Keller und den untersten Stockwerken einen leichten Unterdruck, der die radonhaltige Bodenluft förmlich «ansaugt». Diese Sogwirkung ist während der Heizperiode grösser als im Rest des Jahres und kann durch Cheminées oder Ventilatoren zusätzlich verstärkt werden.

Aber auch eine Lüftungsanlage kann das Eindringen von Radon begünstigen, etwa durch einen ungenügenden Abgleich der Zu- und Abluftmengen (Unterdruck), undichte Erdregister oder eine ungünstige Platzierung der Aussenluftfassung in Bodennähe.

Das Gas gelangt mit der Bodenluft zunächst in den Keller und in die unteren Bereiche des Hauses. Von dort kann es sich weiter nach oben ausbreiten. Die Konzentration nimmt allerdings von Geschoss zu Geschoss ab. Meist ist ab dem zweiten Stockwerk nicht mehr mit hohen Werten zu rechnen.

Bezüglich Radonbelastung ist jedes Haus ein Einzelfall. Die Untersuchungen in der Schweiz haben gezeigt, dass selbst eng beieinander stehende Häuser gleicher Bauart völlig verschiedene Radonwerte aufweisen können. Deshalb ist eine genaue Voraussage der Radongaskonzentration in einem bestehenden Gebäude oder in einem geplanten Neubau aufgrund von Bauweise und Baugrunduntersuchungen nicht möglich. Auch ein allgemein gültiges Konzept für die Ortung von bestehenden Häusern mit hoher Radongaskonzentration ist nicht verfügbar. Nur eine Messung kann sichere Angaben liefern. Sowohl bei Neubauten wie auch bei bestehenden Gebäuden lässt sich die Radonbelastung meist durch einfache bauliche Massnahmen reduzieren. Aus detaillierten Dokumentationen zahlreicher Sanierungen in der Schweiz und im Ausland sind geeignete Vorgehensweisen bekannt.